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Vogelfütterung - ganzjährig & naturnah

  • Melanie Reincke
  • 4. Juli 2021
  • 5 Min. Lesezeit

Jedes Jahr ab dem späten Winter können wir sie morgens hören. Ein wahres Konzert der unterschiedlichsten Vogelstimmen. Alle haben sie ihre bestimmte Uhrzeit, zu der sie beginnen. Und für uns ist es immer wieder ein sicheres Zeichen – der Frühling steht bald vor der Tür!

Aber damit das so bleibt und wir uns dauerhaft an unseren Vögeln freuen können, brauchen sie unsere Unterstützung. Der Lebensraum für unsere heimischen Vögel und damit verbunden auch das Nahrungsangebot wird immer knapper.

Die Felder der Landwirte wurden vergrößert, wodurch wichtige Grünstreifen mit Bäumen und Hecken, die als Lebensraum und Nahrungsquelle dienten, häufig bereits verschwunden sind. Wildblumenwiesen werden immer früher und öfter gemäht. Dadurch kommen die Kräuter, Blüten und Gräser nicht mehr zur Samenbildung, die eine wichtige Nahrungsquelle für unsere Vögel darstellen. Insekten finden immer weniger Blüten und sind zum Teil vom Aussterben bedroht, was wiederum den sogenannten Insektenfressern unter den Vögeln schadet.

Und dieses Bild setzt sich in den meisten Gärten fort. Dabei haben wir gerade hier ein großes Potential. Die Gesamtfläche aller Gärten in Deutschland beträgt über 10.000 Quadratkilometer, was ca. 3 % der Landesfläche ausmacht.

Laut der Roten Liste von 2016 sind inzwischen drei Viertel unserer heimischen Vögel vom Aussterben bedroht. Sogar Vogelarten, wie der Feldsperling, Haussperling und der Gartenrotschwanz stehen auf der Vorwarnliste.

Aber zum Glück gibt es eine Menge Möglichkeiten, wie jeder einzelne von uns unseren Vögeln helfen kann.


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Doch bevor ich dir zeige, welche Möglichkeiten es gibt, möchte ich dir zunächst etwas über die ganzjährige und naturnahe Vogelfütterung erzählen.


Ganzjährige Vogelfütterung – Wie sinnvoll ist sie?

Vögel in den Wintermonaten zu unterstützen ist wichtig, damit sie gut durch die kalte Jahreszeit kommen. Amseln zum Beispiel, die ihr Futter überwiegend am Boden suchen, haben gerade bei längeren Schneeperioden Schwierigkeiten, genügend Futter zu finden. Aber wie sieht es den Rest des Jahres aus?

Auch vom Frühjahr bis in den Herbst gibt es immer wieder Zeiten, in denen das natürliche Futterangebot knapp wird. Manchmal sogar gerade in den Phasen, in denen die Vögel auf ausreichend Futter angewiesen sind, wie zum Beispiel bei der Aufzucht ihres Nachwuchses. Hier mit zusätzlichen Futterquellen zu unterstützen ist für viele Arten hilfreich.


Wie sieht eine naturnahe Vogelfütterung aus?

Das beste Vogelfutter ist immer noch das, das direkt in der Natur oder in einem naturnah angelegten Garten vorkommt. Es bietet alle notwendigen Nährstoffe und oft auch gleichzeitig Lebensraum und Rückzugsmöglichkeit für die Vögel. Bei den Pflanzen gehören hierzu heimische Arten, wie Kräuter, Gräser, Stauden, Sträucher und Bäume, die Samen und Früchte ausbilden.

Ergänzend kann Vogelfutter aus dem Handel oder selbst hergestelltes Futter aus Saaten, Nüssen, Obst und optional mit Insekten und Fett angeboten werden.

Was kannst du konkret tun?

Vogelfütterung im Garten

Wenn du einen Garten hast, kannst du diesen naturnah gestalten. Dazu gehören vor allem verschiedene heimische Pflanzen und ein gewisses Maß an Unordnung.


Rasen

Hast du einen Rasen, kannst du zum Beispiel einen Teil davon durch eine Wildblumenwiese ersetzen. Lass aber ruhig einen Teil des Rasens, denn dort können Vögel wie Amseln, Drosseln und Stare nach Regenwürmern suchen. Wurde kein Rasen eingesät, sondern das natürlich gewachsene Gras immer nur regelmäßig gemäht, starte doch mal einen Versuch, indem du in einem Bereich aufs Mähen verzichtest und schau mal, was dort mit der Zeit alles wächst.


Sträucher

Sträucher kannst du als Einzelpflanzung, aber auch als gemischte Hecke pflanzen. Sie bieten gleichzeitig zum Futterangebot auch Lebensraum und Rückzug. Je nach Gartengröße kannst du die passenden Sträucher auswählen. Für die Fütterung sehr gut geeignet sind unter anderem der schwarze Holunder und der heimische Liguster. Einige Sträucher sind auch gut schnittverträglich und eignen sich als gute Alternative zu den weit verbreiteten Thuja-Hecken.


Bäume

Hast du in deinem Garten Platz für einen oder sogar mehrere Bäume, sind Obstbäume ideal. Lass bei der Ernte einfach ein paar Früchte für die Vögel übrig oder sieh großzügig drüber weg, falls sie sich schon vor der Ernte über einen Apfel oder die ein oder andere Kirsche hermachen.


Kräuter und Stauden

Achte auf eine vielfältige Auswahl an Kräutern und Stauden. Die Blüten sollten ungefüllt sein und mit ihrer Farbe und ihrem Duft viele Insekten anlocken.


Unordnung

Etwas Unordnung im Garten, wie zum Beispiel ein Steinhaufen, eine Ecke mit Laub oder eine Totholzecke bietet vor allem kleinen Tieren wie Insekten, Schnecken und Eidechsen Nahrung und Lebensraum, was wiederum die Vögel freut. Wenn du also größere Steine im Garten findest kannst du sie an einer Stelle sammeln und schneidest du eine Hecke oder einen Baum zurück, schichte einen Teil davon in einer ruhigen abgelegenen Ecke in deinem Garten auf.


Insektenhotels

Vor allem für wild lebende Insekten, die keine Staaten bilden, sind Insektenhotels ein idealer zusätzlicher Lebensraum. Du kannst ein Insektenhotel günstig aus Holzresten, übrig gebliebenen Steinen von Bauprojekten und Grünschnitt, Holzscheiben und Lehm aus deinem Garten bauen. Schau dich einfach mal bei dir zu Hause um, was du alles findest und sei kreativ!


Futterstellen

Je nach Größe deines Gartens kannst du zusätzlich verschiedene Futterstellen einrichten. Dort kannst du entweder gekauftes oder selbst hergestelltes Futter verteilen.


Vogelfütterung auf dem Balkon

Selbst auf dem Balkon gibt es jede Menge Möglichkeiten. Auch hier kannst du mit geeigneten Pflanzen, wie Kräutern, Stauden, Gräsern und Sträuchern viel erreichen. Inzwischen gibt es sogar eine große Auswahl an Blumen- und Wildblumenmischungen für den Balkongarten.

Als Sichtschutz oder Umspannung kannst du eine Schilfrohrmatte verwenden. Sie sieht nicht nur viel natürlicher aus als eine Stoff- oder Kunststoffumspannung, sondern es können auch dort kleine Insekten einziehen.

Und für ein Insektenhotel und eine Futterstelle findet sich auf dem kleinsten Balkon ein Plätzchen...


Vogelfütterung in der Stadt

Selbst in der Stadt und ohne Garten oder Balkon gibt es inzwischen oft die Möglichkeit, sich an Urban Gardening-Projekten zu beteiligen oder ein eigenes Projekt zu starten. Dabei werden zum Beispiel ungenutzte Flächen von der Baumscheibe bis zum längst verlassenen Fabrikgelände in lebendige Grünflächen umgewandelt.

Auch hier kannst du die in der Stadt lebenden Vögel mit Nistkästen und Futterstellen unterstützen.


Selbst gemachtes Vogelfutter

Egal, ob im Garten, auf dem Balkon oder in der Stadt, kannst du den Vögeln auch ein individuell auf „deine“ Vogelarten abgestimmtes selbst gemachtes Vogelfutter anbieten. Beobachte doch mal, welche Vögel in deiner Umgebung vorkommen und biete ihnen ihr Lieblingsfutter an. Im Internet findest du Empfehlungen, für welche Arten welches Futter geeignet ist. Oder experimentiere einfach etwas mit Getreide, Haferflocken, geschroteten Erdnüssen, Sonnenblumenkernen, Obst, Rosinen und eventuell Insekten, was am besten angenommen wird.

Deine individuelle Mischung kannst du trocken auf Tonuntersetzern verteilen und an einen vor Regen geschützten Ort stellen.

Du kannst deine Mischung aber auch in einen Topf mit geschmolzenem Fett geben. Hierzu eignet sich Rindertalg, Kokos- und Palmfett (aus kontrolliert biologischem Anbau) im Mischungsverhältnis 1 Teil Futtermischung zu 1-2 Teilen Fett. Die abgekühlte streichfähige Mischung kannst du in einen Tontopf geben und diesen kopfüber gut erreichbar aufhängen.


Wasser

Da es nicht überall Wasserquellen wie Flüsse, Seen oder Teiche gibt, ist es vor allem in trockenen und warmen Phasen wichtig, den Vögeln nicht nur Futter, sondern auch Wasser anzubieten. Es gibt spezielle Vogeltränken, aber einfache, innen glasierte Tonuntersetzer sind vollkommen ausreichend.


Hinweise zur Vogelfütterung

Auch wenn wir gerne möglichst dicht bei der Fütterung dabei wären, richte den Futterplatz bitte in etwas Abstand zum Haus ein. Die Vögel fühlen sich dadurch sicherer, weil die meisten Arten eher scheu sind. Aber du vermeidest auch, dass sie aus Versehen an eine Scheibe fliegen. Gerade bei großen Terrassentüren können die Vögel das Glas meist nicht erkennen.

Kontrolliere die Futter- und Wasserstelle regelmäßig. Räume Futterreste weg und halte alles möglichst sauber. Dafür ist es hilfreich, Materialien und Formen zu wählen, die sich leicht reinigen lassen.

Synthetische Pflanzenschutzmittel sollten vor allem im naturnahen Garten oder dem Balkon nicht verwendet werden. Dies ist umso wichtiger, wenn wir bei der Pflanzenauswahl darauf achten, dass sie Insekten und Vögeln als Nahrungsquelle dienen. Sollte es doch einmal nicht anders gehen, gibt es zahlreiche pflanzliche Alternativen, die du mit etwas Experimentierfreude oft sogar selbst herstellen kannst.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas Lust auf die ganzjährige und naturnahe Vogelfütterung machen.

Wenn du zu dem Thema noch etwas mehr wissen willst, schau dich in deiner Bücherei oder Buchhandlung doch mal um. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an Büchern, die sich mit ganzjähriger und naturnaher Vogelfütterung befassen.

Viel Spaß und berichte mir in den Kommentaren gerne von deinen Erfahrungen!

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